Schlossgasse 11, Luckischer Hof 

Walter Nieß:
Wenige Jahrzehnte nach dem Bau des Büdinger Rathauses von 1458 errichtet ein adeliger Burgmann in der Schlossgasse diesen Prachtbau. Zu dieser Zeit regiert in Büdingen Graf Ludwig II. (Regierungszeit 1461-1511).
Das Fachwerk ist ein Glanzstück spätgotischer Zimmermannskunst und eine wirkliche Zierde der Stadt. Zahlreiche „Wilde Männer“, Radstreben, Rauten, Andreaskreuze u.a.m. lassen sich aus dem reich bestücktem Giebel herauslesen. Stundenlang könnte man das Spiel des himmelwärts strebenden Fachwerks bewundern. Auch hier war eine ebenerdige Wohn- und „Webediele“ vorhanden, sie wurde durch Einbau eines Zwischenstocks beseitigt. Wichtig ist, dass an diesem Giebel die „Schwalbenschwänze“ vollkommen verschwunden sind, aber die Geschoßüberkragung beibehalten wurde. Hiernach zu urteilen war es Ende des 15. Jahrhunderts oder zu Anfang des 16. Jahrhunderts ein Burgmannenhaus.
1593 erfolgt die Überbauung der Toreinfahrt. Mit diesem Bau endet in Büdingen die glanzvolle gotische Phase im Fachwerk. Dieses Haus muss zu den markantesten Fachwerkbauten Büdingens gerechnet werden. Danach folgen auch im Fachwerk die Baustile der Renaissance und des Barock.
In einem Nebenbau im Hof befindet sich die alte Nikolaus-Kapelle, sicherlich eine Eigenkirche dieses früheren Burgmannensitzes. Den Namen Lutherischer Hof erhält das Gebäude um 1712, als in dieser Kapelle die ersten Lutherischen Gottesdienste abgehalten werden, bevor 60 Jahre später die Lutherische Kirche gebaut wird.
Die Familie Luck ist mit Unterbrechungen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in Diensten der Büdinger Grafen, was sich an diesem Bau niederschlägt. Ein solch aufwändiges Fachwerkhaus, dessen Bau große Mengen an Eichenholz erfordert, kann sich kein einfacher Büdinger Bürger leisten. Im 16. Jahrhundert gibt es in Büdingen zwei Amtleute Luck. Im Jahre 1648 lebt ein Kapitän Luck auf der Ronneburg, der bei der Verteidigung der Burg gegen die „Balthasarschen Völker“ ums Leben kommt. In der Stadt Büdingen wirkt kurz nach dem 30-jährigen Krieg ein Hans Ernst Luck als Stadtschultheiß, der in eine Wildereigeschichte verwickelt ist. 1711 wohnt in diesem Haus ein Hauptmann Luck, 1761 wohnt dort der Hofverwalter Luck, ferner genannt werden Moritz und Carl Luck.
Johann Ludwig Wilhelm Thudichum war einer der beiden Söhne des Gymnasialdirektors Professor Dr. Georg Thudichum (1794-1873). In Gießen studierte er ab 1847 an der Universität Medizin. 1853 ging er als praktizierender Arzt nach London, wo er bis zu seinem Tod lebte. Er verfasste etwa 80 wissenschaftliche Veröffentlichungen. Eine Tafel am Luckischen Hof erinnert: „In diesem Hause wurde am 27. August 1829 Johann Ludwig Wilhelm Thudichum der Pionier der Gehirnchemie geboren. Die Gesellschaft für physiologische Chemie aus Anlass des 16. Mosbacher Colloquiums „Über Lipoide“.

Quelle: Dr. Walter Nieß: Burgmannenhäuser der Schlossgasse, Büdinger Häuserbuch I. Band, Geschichtswerkstatt Büdingen 2007.

 

Dieser Fachwerkbau entstand um 1500, das Torgebäude 1593. In der Toreinfahrt gibt es eine geometrische Stuckdecke. Der Hof zeigt eine reiche, spätmittelalterliche Fachwerkform mit einer Vorform des Wilden Mannes, gekehlte Schwellen und Rähm.

Quelle: denkmalpflege-hessen.de

Kurzfilm zum Gebäude auf YouTube

Historische Straßenansichten, Quelle: Geschichtswerkstatt Büdingen, u.a. Bildband: Büdingen in historischen Ansichten, 2020

Zeichnungen Quelle: Dr. Walter Nieß

 

Straßenansicht und Schnitt

 

Hoftor

Hofansicht

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